2019.05 Weekend im Wallis
Auf der Autobahnraststätte la Gruyère versammelten sich 37 CUSFans. Ein bunter Konvoy mit 19 Corvetten verliess die Raststätte und ab gings Richtung Col des Mosses und Fernziel Mayens de Sion. Der Sarine entlang begrüsste uns das Schloss Gruyère noch bei Sonnenschein. Das Tal ist breit und mit stotzigen Bergen umramt. Die Schmalspur- de Montreux Oberlandbahn ratterte an uns vorbei. Hinauf zum Col des Mosses war die Hochgebirgswiese noch Schneebefleckt. Vor uns bäumten sich hohe Berge im weissen Kleid auf, ob wir wohl noch in den Winter zu fahren hatten? Doch die Passstrasse war frei für uns Ausflügler, nur die Bewölkungszunahme dämpfte die gute Stimmung im Cockpit. Hinunter der Passstrasse erlebten wir eine sehr kurvenreiche und sehr wellige Strecke. Man konnte da schon von so genannten «Dauerwellen» sprechen. Für den Beifahrer ist in solchen Situationen ein gesunder, resistenter Magen erforderlich.
Bereits eingangs Aigle erkennt man eine enorme Ausnützungsziffer für den Rebbau. Ende des Dorfes hinauf sind die Reben 1 cm neben dem Waldrand gepflanzt und nach unten grenzen sie bis an die kleinsten Wintergärten, Wein, und nochmals vom guten Tropfen! Hört man «Aigle» so kommt einem ein kaltes, schlankes Glas mit möglicherweise einem Stern oben darauf in den Sinn, auch nebenher eine Bouteille mit einem kleinen, grünen Dinosaurier! Fertig mit Träumereien, die Fahrt wird weiter beschrieben und führt uns auf der Autobahn bis nach Sion. Dann bergaufwärts über kleine Dörfer ohne Namenbeschriftungen auf den Ortstafeln. Man fragt sich, nun sind wir im Niemandsland angekommen? Mayens de Sion ist aber kein Nichts. Auf 1325 m gibt es von aussen gesehen ein einfaches Restaurant. Die Wirtsleute, Fam. Rudaz sind Ami-Fans vom Indy 500 Rennen, und haben ihr Lokal danach ausgeschmückt.
Mit bienvenue aux Corvette’s Lovers war unsere Speisekarte extra angefertigt und überall wo das Auge hinsieht sind Andenken von der Indy Rennstrecke zu sehen, Teller, T Shirts, Modelautos, Fähnlein, einfach eine Unmenge von Waren aus der USA an Wänden und Fensterbank. Unser feines Mittagessen war schweizerisch, zur Vorspeise wurde uns Lachs serviert, dann gab es Ravioli Spezial an Zitronensauce, ein Kalbsbraten mit Gemüse und Kartoffelgratin schön in Würfel proportioniert. Zum Abkühlen einen Erdbeercoup. Wir waren so satt und zufrieden! Für Corvette-Fans gibt es meistens noch eine Überraschung zu sehen. In einer unteren Räumlichkeit sind Pace- Cars, einer spezieller als der Andere ausgestellt. Wieder findet man alles was ein Sammler begehrt, auf Gestellen, Wänden, am Boden, man kann nicht alles aufnehmen, was es da zu sehen gibt. Was machen denn einige Tissot-Uhren in einer der Vitrine, um diese Frage zu beantworten braucht es Viktor: Es gibt nur wenige Frauen, die sich für das Rennen Indy 500 qualifizieren, eine davon war Trägerin von Tissot- Uhren! Bevor man sich ins Auto begab konnte man noch einen gelben, poppigen Trans Am auf einem Parkplatz bewundern. Wir Corvette-Lovers kamen wahrlich auf die Rechnung!
Beim Verlassen der Orte in diesem schönen Hochland kommandierte man uns vor der Ortschaft Euseigne auf einen Parkplatz. Ein kleiner Marsch führte uns zu einem Naturwunder, den Erdpyramiden. Früher einmal gab es da eine grosse Moräne, mit riesigen Steinen. Mit den Jahren fegt der Wind und Regen das Gestein der Moräne weg, nur die etwa 20 Tonnen schweren Steinbrocken bleiben oben wie Schutzkappen und verhindern dass alles zum abbröckeln kommt. Die Türme sind wie Steinpilze und werden 10 bis 15 Meter hoch.
Zur Verdauungsfahrt hat Rolf das Tal «Val d’Hérens» nach Evolène ausgewählt. Evolène hat eine Auszeichnung eines der schönsten, antiken Dörfer der Schweiz. Bei nebligem, noch regenfreiem Wetter spazierte die Corvette-Gruppe auf den Dorfplatz. Die von der Sonne dunkel gebrannten Rundholzhäuser und die Kirche mit dem Natursteinkirchenturm sind wahrhaftig uralt. Neben manchen Häusern ist gleich der Stall, wo die Leute ihre Wintervorräte verstauten. Die Gebäude sind wie auf Stelzen gebaut, unten ist ein Hohlraum und auf jedem Pfahl ist ein grosser, runder Stein, dann erst das Haus darauf. Der Zweck dieser Bauart ist zum Schutz vor Ratten und Mäuse, so können sie nicht nach oben und sich den Bauch füllen mit Korn und Hafer. Die Häuser haben kleine Fenster und sind keine Vogelkiller, aber spärlich an Licht. Man vermutet in diesen Stuben eine Menge Gemütlichkeit, vor allem in den langen Wintermonaten, da die Stube der einzige warme Ort im Hause war. Ein Jass und ein Walliser Tropfen erheiterte den Bauern den Abend.
Weil es zu regnen begann kehrten wir zurück in unsere Corvetten und nahmen den letzten Teil des Tages unter die Räder. Angekommen im Chalet Royal in Veysonnaz war um 18.30 Uhr schon wieder essen angesagt. Corvettes- Ausfahrten bestehen halt aus üppigen kulinarischen Highlights. So stand immer wieder jemand am Servicetisch und liess sich eine feine, sämige Raclette- Masse auf sein Teller schaben. Gern schleckten wir das likör-getränkte Sorbet zur Abkühlung in den Gaumen. Gemütlichkeit flammte an den runden Tischen auf, und bei dieser Gelegenheit erhob sich unser neuer Präsident Larry und dankte allen für seine Wahl ins Präsidium während seiner Abwesenheit. Solange er Präsident sei werde der Club auch Bestand haben, so sein Versprechen. Ein grosser Applaus würdigte seine Worte. Auch Rolf Waber erntete einen Aplaus für die tolle Weekend Ausfahrt.
Am Sonntag um 8.30 Uhr waren alle mehr oder weniger frisch am «Zmörgele» um 10.00 Uhr waren wir bereit zur Abfahrt ins Tal. Eine Exkursion ins Salzwerk bei Bex war im Sonntagsprogramm. In niedrigen, schmalen, Züglein engten wir uns zusammen und fuhren 2500 m in den Berg hinein. Wie war es den damaligen Kumpels wohl zumute in diesen Stollen zu fahren. Als Licht hatten sie nur Karbid- oder Petroleumlampen. Der erste Stollenbau begann um 1684, es waren die Ziegen, die das Salzwerk entdeckten. Das Salz leckten sie stets von den Steinen bis man merkte was dies bedeutete. Die Kumpels trugen manche Jahre von Hand das Felsgestein ab, erst später wurde gesprengt. Heute sind es nur noch 6 Arbeiter, die täglich im Berg werken. Das Salz wird mit Wasser vom Gestein gelöst und in Röhren direkt nach aussen ins Werk geleitet. Salz wird zum täglichen Verbrauch, aber auch für die Medizin und Industrie verwendet.
Wir durften in der Höhlengaststube Platz nehmen und ein wackeres Essen geniessen. Man servierte uns eine Fleischpastete mit grünem Salat zur Vorspeise, ein gekochter Schinken mit Siedwurst und Gratin. Zur Nachspeise gab es ein Aprikosen-Sorbe mit viel Geist. Es war ein gemütlicher Nachmittag mitten im warmen, gut gelüfteten Berg.
Wir verabschiedeten uns an einer Tankstelle vor Zweisimmen, dort nahmen fast alle noch Most mit in den Tank, doch sie haben auch etwas dort gelassen, denn Fahrer und Mitfahrer warteten in «Not» vor den WCs. Es wurde abgemacht ins Simmental zu fahren und so Richtung Brünig nach Hause zu kommen. Einige Berner verliessen uns bald und letzten Endes waren Viktor und ich alleine auf der Strecke.
Im Namen aller Beteiligten danken wir Rolf herzlich für den interessanten, gut gelungenen Ausflug ins Wallis und Bex, wir hoffen, dass es vor lauter Salz nicht zu arg gesalzenen Rechnungen kam.
Text: Ruth und Viktor Trutmann
Fotos: Heike Imhof
Fotoalbum: Weekend im Wallis