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2014.12 Chlaushöck

 ORA et LABORA et LEGE (Bete und arbeite und lies)

Den diesjährigen Chlaushöck hat Jeannette, wieder ohne ihr getuntes Fahrwerk, im schönen Einsiedeln organisiert. Ob das Klosterdorf sehenswert ist oder nicht konnte ich allerdings nicht erkennen da es sich zur Tatzeit vornehm im bodentiefen Nebel verhüllte. Da Margrit und ich recht zeitig angereist waren, konnten wir schon vor der Klosterführung kurz durch den Weihnachtsmarkt schlendern und mit einem Becher Glühwein und den vielen geheimnisvollen Gerüchen etwas Festtagsstimmung geniessen. Nur wenn die Nase trieft und du dich fragst wo deine Zehen abgeblieben sind, freust du dich auf eine Führung durch das imposante und vor allem geheizte Benediktinerkloster.


Die Abtei ist der bedeutendste Wallfahrtsort der Schweiz. Sie besteht seit 934 ununterbrochen und umfasst heute rund 150 Angestellte und 50 Brüder die, unter der Leitung von Abt Urban Federer, tätig sind als Seelsorger, Lehrer, Erzieher, Wissenschaftler, usw. Die Benediktiner leben nach der Mönchsregel des hl. Benedikt die im 6. Jahrhundert entstanden ist und aus 73 Einzelanordnungen besteht.


Zu Beginn der Führung wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. „Unser Bruder“ erklärte uns zu Beginn einiges interessantes aus Benedikts Leben sowie die prächtigen Reliefs rund um die Statue des Ordensgründers. Wie er dann aber über die 73 teilige Ordensregel informierte und begann Anordnung 1 dann 2, 3, 4 zu zitieren wurde mir doch etwas mulmig und ich fing an zur Kellertür zu schielen, hinter der eine Wein Degustation zu besuchen war. Zu meiner Rettung ging es endlich die Treppe hinauf am Küchengarten vorbei zu dem „unser Bruder“ meinte, Gemüse würde keines mehr selbst gezogen, einkaufen sei billiger. Überhaupt schien „unser Bruder“ einen feinen Humor zu besitzen, antwortete er doch auf die Frage nach den Wohnverhältnissen der Brüder „ Nein wir besitzen keine Wohnung, wir leben in einer Zelle und die ist nicht eben sehr gross“. Weiter ging‘s durch Gänge über kleine Treppen und plötzlich, wow, standen wir in einem Seitenaltar des Kirchenschiffs. Das Gewusel in dem riesigen Bau kam mir vor wie der HB Zürich zur Stosszeit. Die Akustik indessen ist so raffiniert, dass „unser Bruder“ keine Mühe hatte die wunderschönen und raffiniert perspektivisch gemalten Fresken an der Decke zu erklären.


Das Highlight ist neben dem leider nicht zugänglichen Hauptaltar, die Gnadenkapelle mit der schwarzen Madonna. Das jetzt schwarze Antlitz und die schwarzen Hände der Madonna sowie das Jesuskind waren ursprünglich farbig gefasst. Sie wurden durch den Rauch und Russ der vielen Kerzen und Öllampen, welche ständig in der engen und dunklen Heiligen Kapelle brannten, im Laufe der Jahrzehnte dunkel, schliesslich silberschwarz. Schon im 17. Jahrhundert sprach man deshalb einfach von der "Schwarzen Madonna von Einsiedeln". Das prächtig glitzernde violette Gewand, eines von dreissig Gewändern, das die Madonna zurzeit trägt, wurde von einem, man lese und staune, Moslem gestiftet! Warum die Benediktiner oder wenigstens „unser Bruder“ vor der Madonna nicht sprechen dürfen, konnte ich nicht erfahren.


Weiter ging‘s zur Klosterbibliothek, eine schöne zweigeschossige Anlage aber brrrr.. war das eisig in dem Raum. Hier würde ich mit Sicherheit keine kuschelige Lesestunde abhalten wollen. Nach der vielen geistigen Nahrung sank mein Interesse auch so langsam eine Etage tiefer Richtung Magen und die Frage nach der „Innerschweizer Spezialität“ zum Abendessen rückte in den Fokus. Es war mir also gerade recht, dass „unser Bruder“ sich recht abrupt mit den Worten „Ich muss jetzt zur abendlichen Andacht“ verabschiedete. Sprachs und verschwand in den Tiefen des Klosters.


Die Innerschweizer Spezialität musste leider noch etwas warten. Erst ging‘s zum zweiten Mal durch den Weihnachtsmarkt, HB Zürich liess grüssen. Das Gedränge war enorm, einfach hinstellen und schieben lassen schien am einfachsten. Gemütlich flanieren schauen und probieren war nicht möglich, ich glaubte mich im falschen Film, also freikämpfen und rechts abbiegen Richtung Bock-Beck, der ältesten Schafbockbäckerei der Innerschweiz. Das kleine Museum dazu ist richtig „heimelig“ und wirklich sehenswert. Schafböcke waren oder sind Wegzehrung der Pilger die lange halt- und geniessbar ist, aber man verzeihe mir, genauso schmecken sie auch.


Da freute ich mich doch auf die „Spezialität“ zum z’Nacht, auch wenn ich im Land des Käses und der Schafböcke weder auf das eine noch das andere richtig Appetit hatte. Aber falsch gedacht. Nach ein, zwei kräftigen, noch knapp fahrertauglichen Glühwein- Apéro’s, wurde in der hübsch dekorierten grossen Stube des Hotels Linde „en suure Mocke“ mit Gemüse und Kartoffelstock (ich liebe Kartoffelstock) serviert. Dazu präsentierte uns Jeannette zwei von der Malerin Frau Bachmann gemalte und gezeichnete Corvetten zum Verkauf. Der suure Mocken wurde dann mit einer süssen Baileys-Torte zum Dessert abgerundet. Als kleines Präsent fand jeder von uns an seinem Platz noch ein kleines Säckchen mit Biberli und den schon erwähnten Schafböcken. Herzlichen Dank dafür an die Spender Jeannette und Rochus. Der gemütliche Abend war für diejenigen die noch nach Hause fahren mussten zu schnell vorbei, während die im Hotel bleibenden Mitglieder den Anlass mit Sicherheit noch länger ausklingen liessen.

An dieser Stelle und zum Abschluss meines Berichtes gilt der Dank auch dem Mitorganisator Mike. Auch Sani möchte ich nicht unerwähnt lassen, da dessen selbstloser Einsatz es mir erst „ermöglichte“ diese Zeilen zu schreiben.

See you soon
Heinz

 |  Patrick Ammann  |  CUS Anlässe 2014