2022.06 Ausflug Ostschweiz

Höhen und Tiefen der Ostschweiz – Ausfahrt vom 18.06.2022

Unsere Aktuarin, Esther Bürge, hat für den 18.06.2022 zur ersten Ausfahrt des Jahres 2022 ein-geladen. Eigentlich die Frühlingsausfahrt, gibt es aber eher schon einen Hochsommeranlass, sind doch bis 35° angesagt! Das Thema lautet «Höhen und Tiefen der Ostschweiz», nach den diversen Tiefpunkten der letzten 2 Jahre freuen wir uns natürlich vor allem auf Höhe(n)-Punkte. Und wir sollten nicht enttäuscht werden, wie ihr nun lesen könnt.

Also, am Freitag die Vette noch etwas geputzt und gecheckt (ja, es gibt noch Old-School-Fahrer die so was tun ), machen sich mein Sohn und ich am Samstag Morgen früh auf den Weg Richtung Winterthur. Treffpunkt ist die Autobahnraststätte Kemptthal, wo wir dank den frühen Morgenstunden mit wenig Verkehr als erste Corvette um 7.45 eintreffen. Kemptthal kennen sicher noch die Meisten vom typischen Geruch der Maggi-Fabrik, der früher immer in der Luft hing. Heute ensteht dort ein äusserst interessanter Innovationspark, «The Valley», u.a. mit der Motorworld Kemptthal, auch sehenswert.

So, dann haben wir noch etwas Zeit für ein Frühstück. Bei schon warmen Temperaturen auf der Terrasse sehen wir nach und nach die Vetten eintrudeln. So ist auf der Terrasse schon bald reger Betrieb. Gleichzeitig trifft sich auch ein Oldtimer-Ferrrari-Club, auch schöne Fahrzeuge dabei, z.B. mehrere Dinos. Offenbar gibt es CUS-Mitglieder, die gar nicht bemerken, dass sie bei der falschen Gruppe stehen…

Pünktlich gemäss Programm um 8.50 begrüsst Esthi alle angemeldeten Fahrer und Beifahrerinnen (auf die Ausdeutschung aller geschlechterspezifischen Ausdrücke wird verzichtet) zum Briefing. Sie erklärt uns kurz die Streckenführung, Baustellen, Blitzer etc. und macht uns noch mal darauf aufmerksam, dass sich jeder an seinem Hintermann orientiert, damit niemand verloren geht. Später wird sich dieser Ratschlag als sehr hilfreich herausstellen.

Um 9.00 starten die Motoren von 21 Vetten, 2 stossen später noch dazu, die Dächer werden schon fleissig geöffnet. Kurz auf die Autobahn, die wir bei der Ausfahrt Kemptthal bereits wieder verlassen. Schon bald geht es das erste Mal in die Höhe. Über First – Russikon - Bäretswil erreichen wir die erste Passhöhe, den Ghöchpass. Das alles über für uns völlig unbekannte Nebenstrassen, die aber alle sehr gut ausgebaut sind und die wir vor allem fast für uns alleine haben. So können wir ohne Stress die Autos zusammen halten und die malerische Landschaft geniessen. Kurz runter ins Tösstal, wo Karin zu uns stösst, geht es sofort zur nächsten Überquerung, dem Hulftegg-Pass, wo wir den Kanton St. Gallen und das Toggenburg erreichen. Über Mosnang erreichen wir das mittelalterliche Städtchen Lichtensteig, wo wir am Bahnhof einen kurzen Zwischenstopp einlegen.

Wir haben es tatsächlich geschafft, niemanden zu verlieren, was bei den zahllosen Abbiegungen, teilweise ohne Wegweiser, nicht selbstverständlich ist. Lichtensteig ist bekannt für die Firma Kägi mit den berühmen Kägi-fret. Esthi und Patrick verwöhnen uns allerdings mit feinen Nussgipfeln und kühlen Getränken aus dem Kofferrraum, welche dankbare Abnehmer finden. Dank zahlreichen Büschen ist auch das Thema Bio-Entsorgung schnell erledigt. 

Leider müssen wir hier den zum Glück einzigen technischen Ausfall beklagen. Nyffeneggers haben eine Schraube, nein nicht locker, sondern im hinteren linken Reifen ihrer umgebauten C5. Da diese naturgemäss nicht dorthin gehört, endet die Ausfahrt für sie vorerst. Aber natürlich vom Fach, wird schnell eine Lösung gefunden, und pünklich zum Mittagessen werden sie wieder zu uns stossen.

Frisch gestärkt starten wir die Motoren und lassen es wieder fliegen. Via Wasserfluh-Pass geht es nach St. Peterzell. In dieser Gegend findet übrigens seit ein paar Jahren das legendäre Bergrennen Hemberg wieder statt.

Wir queren die Kantonsgrenze zum Kanton Appenzell Ausserrhoden und erreichen über den Schönaupass Urnäsch.Weiter geht es durch das schöne Appenzellerland mit seinen typischen Streusiedlungen und schönen Appenzeller-Häusern nach Stein – Teufen – Trogen. Dort überqueren wir den imposanten Landsgemeindeplatz mit seinen wunderschönen Amtsgebäuden. Dies immer begleitet durch fantastische Ausblicke auf das Alpsteinmassiv mit seinem Wahrzeichen, dem Säntis. Über Heiden – Oberegg/Reute erreichen wir wieder den Kanton St. Gallen, wir steuern auf kleinen Nebensträsschen St. Margrethen zu, wo das Mittagessen auf uns wartet.

An dieser Stelle muss noch eine kleine Anekdote erzählt werden. Auf der ganzen Fahrt ist mir aufgefallen, wie die meist ländliche Bevölkerung noch positiv auf unser Erscheinen reagiert. Oft sieht man Kinder und Erwachsene, die uns freundlich zuwinken und grüssen. Dies in einer Zeit, wo wir uns, insbesondere in städtischen Gebieten mit ihren selbsternannten welfoffenen Bürgern, für unser Hobby rechtfertigen und beschimpfen lassen müssen. Für mich stellt sich da die Frage, wer mit offenerem Geiste gesegnet ist (persönliche Anmerkung des Schreiberlings). Aber, kurz vor dem wohlverdienten Mittagessen, kommt uns doch noch ein uns nicht sehr wohlgesinnter Mitmensch in die Quere. Der staatlich subventionierte Landschaftspfleger grätscht mit seinem Heuwagen in unseren Konvoi und lässt uns im Schrittempo hinterherfahren. Heinz Geissberger macht ihn mittels akustischer Signale höflich darauf aufmerksam, dass er uns doch vorbei lassen könnte, was dieser aber gar nicht goutiert, sondern die nachfolgenden Vetten ausbremst und lautstark verlauten lässt, dass er unser Umhergefahre für unnötig hält. Zum Glück ist Heinz ja nicht gerade als aufbrausendes Gemüt bekannt und so kommt unser Bergbuurli mit den Vetten im Schlepptau ohne körperliche Blessuren nach Hause.

Mit Gesprächsstoff im Gepäck erreichen wir dann doch unser Zwischenziel, das Restaurant Emil, oberhalb von St. Margrethen. Die Wahl des Restaurants könnte nicht besser sein, eine wunderschöne Terrasse mit grossen Bäumen und Blick auf den Bodensee erwartet uns. Bereits vor Ort sind Erwin mit Begleitung, damit sind wir komplett.  Die Getränke sind schnell bestellt und serviert, nun knurren aber langsam die Mägen. Der Gruss aus der Küche, eine kalte Gurkensuppe im Glas, lässt einige noch etwas zweifeln, der nachfolgende 3-Gänger mit Salat, Hackbraten mit Kartoffelstock und Dessert lässt aber keine Wünsche offen. Auch im Innenbereich ist das Restaurant sehr speziell aber geschmackvoll eingerichtet, so steht z.B. in der Herrentoilette ein Velo-Solex. Super.

Nach dem Essen ist noch eine kurze Fahrt nach Appenzell zum «Appezölle Biker-Tröffe» angesagt. Angesichts der zunehmenden Hitze tragen wir uns schon mit dem Gedanken, in St. Margrethen direkt den Heimweg anzutreten. Nach der Info von Esthi über den weiteren Verlauf des Programms sind diese Gedanken aber wieder weggefegt. Wir werden offiziell aufgefordert, unser Image des intellektuell etwas limitierten Corvette-Fahrers zu zelebrieren und so richtig Lärm zu machen. Na dann, wenn wir etwas können, dann das…

Wohl etwas euphorisiert durch den Gedanken an primitives Tun öffnen wir wieder unser Verdeck, was wir bereits am ersten Rotlicht bereuen. Selbst ein kurzer Sprint auf der Autobahn bis Oberriet bringt keine Abkühlung und so sind wir froh, rasch wieder etwas in die Höhe und den Wald zu kommen. Wie hat es Esthi so schön formuliert, Ohren anlegen und Arschbacken zusammen kneifen, denn nun sind die Strassen wirklich schmal. Aber ohne Zwischenfall erreichen wir über Kobelwald – Eichberg das Städtchen Appenzell, wo wir zum Biker-Treffen abbiegen. Nun dürfen wir im Konvoi durch die voll besetzte Festhalle fahren und unter viel Applaus und Gejohle unsere Motoren aufheulen lassen. Hier zeigt sich wieder mal, dass wir Motor-Maniacs unabhängig von Anzahl Rädern und Hubraum Brüder und Schwestern im Geiste sind.

Nun dürfen wir die Autos gleich hinter der Festhalle auf dem eigens reservierten Parkplatz abstellen, auch in der Festhalle sind Tische extra für uns reserviert, sensationell! Bei einem kühlen Getränk oder einem offerierten Soft-Ice lassen wir diesen fantastischen Tag bei Live-Musik ausklingen. Nach und nach verabschieden sich einzelne oder kleinere Grüppchen. Auch wir machen uns langsam auf den Heimweg. In Zürich erwartet uns noch der obligate kleine Stau, und so kommen wir müde aber zufrieden zu Hause an.

Ein rundum geglückter Tag geht so zu Ende. Vielen Dank an Esthi und Patrick für die perfekte Organisation und an alle Teilnehmer für das displizinierte Fahren. So schaffen wir es auch wieder, Ausfahrten im Konvoi zu absolvieren und trotzdem Spass zu haben. Nun hat das Ganze natürlich wie alles 2 Seiten; für Esthi heisst das, wir nehmen gerne mehr, für die anderen Organisatoren, die Latte liegt schon nach der ersten Ausfahrt ziemlich hoch.

Text: Thomas Baumgartner

Fotos: Beatrix Neef, Esther Bürge, Brigitte Blösch, Daniel Brechbühl
Fotoalbum: Frühlingsausflug Ostschweiz 2022