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2020.09 Montafon

Zwecks einfacherer Lesbarkeit wird im folgenden Erfahrungsbericht nur die männliche Form verwendet. Es sind aber stets Personen aller Geschlechter gleichermassen gemeint.

Von sommerlichen Temperaturen begleitet, führte der diesjährige Herbst-Wochenendausflug die Clubmitglieder ins österreichische Montafon. Tags darauf ging es über den Reschenpass und entlang dem pittoresken Reschensee in die Südtiroler Obstkammer Vinschgau, hoch zum Timmelsjochpass mit seinen 44 Kehren und durchs nicht nur wegen seiner Eismumie bekannte Ötztal. Organisiert wurde die Reise von unserem Club-Präsidenten.

Alle Autos sind aufgetankt
Unser Ausflug ins Montafon beginnt am Freitag, 11. September um Viertel vor Zwölf an der Autobahnraststätte Kemptthal bei Winterthur. Das «Pickerl» für die österreichische Schnellstrasse ist an den Scheiben angebracht, die Autos sind aufgetankt, die Blasen entleert und die Fahrer und Beifahrer nach einem Kaffee im Marché Mövenpick gestärkt für die rund dreistündige Fahrt nach Schruns. Der Club-Präsident gibt uns vor der Abfahrt eine kurze, aber präzise Einweisung in die Route. Es kann losgehen!

Zürcher Oberland – es führen viele Wege nach Wattwil
Nach dem Auflinieren fahren wir über die Brücke auf die Autobahn Richtung Zürich. Kurz Gas geben und schon müssen wir die Autobahn wieder verlassen, denn es geht durchs Zürcher Oberland nach Wattwil. Bereits hier verlieren wir uns teilweise aus den Augen und eine kurze ungeplante Besammlung in Wattwil erscheint angebracht. Da im Chat nicht definiert wurde, wo genau in Wattwil, halten wir an einer Bushaltestelle mit genügend Platz rundherum an. Nicht gut, lässt uns allerdings ein vorbeifahrender Velofahrer wissen, denn in rund 10 Minuten käme der Bus. «Ach, das ist ja eine halbe Ewigkeit; bis dann sind wir wieder weg!», geben wir ihm mit auf den Weg. Im Haus vis-à-vis freut sich eine Dame riesig über so viele schnittige Wagen vor ihrer Türe, denn ihr Freund besitzt selber eine Corvette, die heute aber zugedeckt in der Garage steht. Unser Präsident gibt ihr gerne die Internetseite des Clubs bekannt. Vielleicht haben wir grad noch spontan ein neues Mitglied akquiriert? Damit wir den ÖV nicht behindern, fahren wir bald wieder los, obwohl uns noch ein paar Schäfchen fehlen, die aber wohl schon weitergefahren sind. Und tatsächlich: wir sammeln sie ausserhalb der Stadt «en passant» wieder ein.

Toggenburg und das Ländle
Von Wattwil aus geht es durchs idyllische Toggenburg ins St. Galler Rheintal. Wir fahren weiter ins Ländle, wo der Schweizer Franken, die Schweizer Post und das Schweizer Zollrecht gilt, obwohl das Fürstentum Liechtenstein doch eigentlich ein eigenständiger Staat ist. Bis zum Grenzübergang bei Schaanwald sind es nur wenige Kilometer. Dort stösst ein weiteres Clubmitglied zu unserem Konvoi und wir passieren die Grenze nach Österreich. Die Durchquerung von Feldkirch verlangt ein bisschen mehr Geduld und Konzentration als die Reise übers Land, aber mit Navigationshilfe ist das ein Spaziergang.

«Wo isch jetzt scho wieder das cheibe Hotel?!»
Die Fahrt auf der Autostrasse durchs Bundesland Vorarlberg ist geprägt von Tunneln. Nach Bludenz beginnt schon bald das Vorarlberger Alpental Montafon. Wir fahren an Bergdörfern vorbei und nehmen den Abzweiger nach Schruns. Nach einer spontan eingebauten Sightseeingtour im Konvoi durch die engen Gassen des Dorfes (mit drei Mal über den gleichen Kreisel fahren) hat die Sturmspitze dann den Weg ins Hotel Löwen doch noch gefunden.

Ein Bild für die Ewigkeit
Vor dem Hotel linieren sich die ersten Corvettes auf, die anderen dürfen direkt in die Tiefgarage weiterfahren. Das Hotel hat um ein Fotoshooting gebeten. Ein professioneller Fotograf steht bereit und erteilt seine Anweisungen. Ob es der CUS wohl auf die Startseite des Hotels schafft?

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Diejenigen Mitglieder, die nicht beim Fototermin mitwirken, beziehen ihre Zimmer und machen sich kurz frisch. Die Zimmer sind im Alpine Chic gestaltet, mit moderner Nasszelle, Sofaecke und geräumigem Balkon inkl. Sitzgelegenheit und Blick in die Berge und das Tal rund um Schruns.

Jause auf der Sonnenterrasse
Nach dem Zimmerbezug erwartet uns auf der Sonnenterrasse ein Apéro, bei dem der Direktor des Hotels eine Ansprache hält und uns herzlich willkommen heisst. Wir kommen in den Genuss eines gesponserten Schaumweins und dürfen uns Häppchen vom Jause-Buffet holen. Wer will, kann sich natürlich auch eine andere Erfrischung auf eigene Kosten gönnen. Es findet ein reger Austausch der Mitglieder statt und wir geniessen das sonnige Wetter.

Ferraris sind auch nur Autos
Inzwischen sind auch die letzten Mitglieder angekommen, die noch anderweitige Verpflichtungen hatten und deshalb nicht im Verband mitfahren konnten. Nun sind wir mit 26 Corvettes und einem Dodge Challenger sowie 51 Teilnehmern komplett. Offenbar ist auch ein Schweizer Ferrari-Club hier, der allerdings nach uns ankommt. Wir sind klar in der Überzahl und nicht beeindruckt von den paar Ferraris, die da vis-à-vis unserer Vetten in der Tiefgarage stehen.

Ein 6-Gänger, der zu einem Abendspaziergang verleitet
Um 19 Uhr werden wir zum Abendessen erwartet. Wir geniessen ein 6-Gang Menü mit Salatbuffet, Amuse Bouche, Vorspeise, Hauptgang, Dessert und Käse. Heute wird uns eine Kürbisvariation, gefolgt von einer Montafoner Käsesuppe und einer Hauptspeisen-Auswahl (Lachs oder Kalbsbäggli) serviert, abgerundet mit einem Brombeertörtchen und dem Käsebuffet. Nach dem Essen siedeln viele über zur Bar, um sich einen «Schlumi» zu genehmigen. Andere wiederum machen einen kurzen Verdauungsspaziergang ins Dorf. Nach und nach ziehen sich die Mitglieder zur Nachtruhe zurück, denn morgen erwartet uns ein spannender Tag.

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On the road again
«Guetä Morgä!» schallt es am Samstagmorgen im Speisesaal von links und rechts. Wer die heutige Tour nicht verpassen will, muss bis halb Neun sein Frühstück einnehmen, denn um Viertel vor Neun findet das Streckenbriefing im Vorraum der Tiefgarage statt. Noch vor dem Briefing schnell die Scheibe geputzt und die Front poliert, gehört für einige Fahrer zum Vergnügen einer Ausfahrt dazu. Um kurz vor neun Uhr hallt es aus der Tiefgarage grollend hoch. Was für ein Spektakel, wenn 23 Corvettes ihren Motor starten und langsam aus der Tiefgarage ans Tageslicht dringen! Hotelgäste, die etwas länger schlafen wollten, werden spätestens jetzt aus ihren Träumen gerissen. Wir reihen uns hinter dem Hotel auf und beginnen unsere Tour mit der Fahrt zurück Richtung Bludenz und von dort auf der Autobahn zum Arlbergtunnel. Jeder bezahlt seine Maut selber, wir linieren nochmals auf und weiter geht’s bis zum Abzweiger Richtung Reschenpass.

Der Reschenpass - eine Spassbremse
Es scheint eine sehr beliebte Route über diesen Pass zu sein, die auch gerne von Traktoren, Lastwagen und Wohnmobilen genutzt wird. Wir schleichen deshalb mit knapp 40 km/h nach Nauders hoch und ein bisschen schneller (50 km/h) bis zum Grenzübergang Österreich-Italien. Dort warten zwei Polizisten mit Laserpistolen auf zu schnell fahrende Autos. Die beiden können uns heute aber aufgrund der genannten Verkehrssituation nichts anhaben.

Am Reschensee angekommen, geniessen wir «dank» der gemächlichen Fahrt die Aussicht aus dem fahrenden Auto und passieren das hiesige Wahrzeichen, den versunkenen Kirchturm von Graun.

Die Obstkammer
Runter geht’s ins Herzen des Vinschgaus und durch Landstriche mit Obstplantagen links und rechts nach Naturns, wo eine Mittagspause geplant ist. Langsam drückt die Blase und wir fiebern dem Zwischenziel des heutigen Ausflugs entgegen. Um aber alle nochmals zu sammeln, bevor wir zum Restaurant hochfahren, machen wir rund 10 Minuten vor Ankunft einen Zwischen-stopp. Nun wird’s kritisch mit dem Blasendruck – und kein WC in Sicht. Einige müssen deshalb notgedrungen einen Abstecher in die nahegelegene Obstplantage machen und die Apfelbäume düngen.

Der Weg hoch zur Waldschenke ist nicht einfach zu finden und eher abenteuerlich. Im Restaurant haben wir eine grandiose Sicht ins Tal runter. An den Hängen dehnen sich die Obstplantagen und Rebberge bis weit hinauf aus. Uns wird ein 3-Gang Menü, bestehend aus einem Vorspeisensalat, Dreierlei von vegetarischen Knödeln und Apfelstrudel mit Vanillesauce serviert. Ursprünglich vom Club bezahlt, wird das Zmittag dann aber von Erwin Jakober übernommen. Ein Dank dem Gönner für diese grosszügige Geste.

Über 44 Kehren sollst du fahren
Um kurz nach 14 Uhr wird wieder zum Aufbruch geblasen. Wir bewegen uns nach Meran (wo sich die Sturmspitze mal wieder einen kleinen Abstecher gönnt, statt dem Navi zu folgen ) und von dort zum Pass am Timmelsjoch. Zuerst sieht es doch glatt wieder danach aus, dass wir einem Wohnmobil hinterherkriechen müssen. Zum Glück hat der Fahrer Erbarmen mit uns und biegt ab. Endlich freie Fahrt, juhui! Stempel runter und ab geht die Post, ähm die Corvette. Wir jagen Töfffahrer und müssen zwischendurch an Rotlichtern bei einer Baustelle halten. Macht nüt, denn es geht zügig weiter. Unvermittelt kommt wieder die Grenze zu Österreich und die Passhöhe ins Blickfeld. Hier auf 2'509 M.ü.M. machen wir einen Zwischenhalt und gönnen unseren Vetten eine Verschnaufpause und uns eine Biopause.

Nach dem Vertreten der Beine nehmen wir wieder in den Fahrzeugen Platz. Runter geht’s zur Mautstation. Ursprünglich war hier ein Halt geplant, aber wir sind froh, haben wir eigenmächtig früher ausgeschert, denn hier herrscht ein ziemlicher Rummel. Wohl auch wegen dem Top Mountain Motocycle Museum. Wir lassen das alles buchstäblich links liegen und fahren durch. Bis wir unten ankommen, werden wir insgesamt 44 Kehren bewältigt haben.

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Ötztal
Im Ötztal passieren wir den Wintersportort Sölden und andere weniger bekannte Ortschaften, bevor jeder individuell und im eigenen Tempo wieder via Autobahn und Arlbergtunnel (schon wieder Maut bezahlen!) nach Schruns fährt. Die Vetten sind durstig von dieser Tagestour und so sehen sich einige dann an der Shell-Tankstelle eingangs Schruns wieder.

Zufriedene Gesichter
Es verbleibt eine knappe Stunde Zeit, bis um 20 Uhr das Abendessen serviert wird. Wir werden mit einem Salatbuffet, einem Blauschimmelmousse, einer Flädlisuppe und entweder einem Rotbarbenfilet oder Schweinebauch verwöhnt. Jeder Tisch darf sich bis zu einem gewissen Betrag und auf Kosten des Clubs eine Weinbegleitung aussuchen, da dank dem Spender des Mittagessens dort keine Ausgaben anfielen. Was für eine schöne Überraschung! Den süssen Abschluss macht ein Tiramisù mit Kaffee-Glacé und wer dann noch Lust auf Käse hat, kann sich wieder am Käsebuffet bedienen. Heute darf ein Abstecher an die Bar natürlich nicht fehlen. Wir lassen die beiden Tage zufrieden unter Gleichgesinnten ausklingen.

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«Pfüat’ Gott!»
Am Sonntag heisst es Abschied nehmen vom Montafon und von den Gefährten. Die Heimfahrt findet individuell statt. Keiner lässt sich hingegen das Frühstück nehmen und so trifft man auch heute im Speisesaal wieder auf ein «Guetä Morgä!» hier und dort. Es wird solche geben, die es im gestreckten Galopp Richtung Heimat zieht und solche, die noch einen kleinen Umweg einbauen. Andere müssen dem Tal noch gar nicht Adieu sagen, da sie ihren Aufenthalt noch um ein paar Tage verlängern. Alle sind sich aber einig, dass ein schönes Spätsommer-Wochenende mit warmen Temperaturen und Wetterglück zu Ende geht und dass dieser Ausflug ein würdiger Abschluss der Saison darstellt. Wir sagen: «Pfüat’ Gott!», was auf vorarlbergerisch «Auf Wiedersehen» heisst.

Text: Esther Bürge

Fotos: Beatrix Neef & Peter Lüthi sowie Löwen Hotel Montafon, J. Netzer
Fotoalbum: Montafon

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